Binooki Verlag meldet Insolvenz an

Binooki Verlag meldet Insolvenz an

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Schlechte Nachrichten für Liebhaber der türkischen Literatur

Der Binooki Verlag muss Insolvenz beantragen.

Der Binooki Verlag muss Insolvenz beantragen. Das geht aus einer aktuellen Pressemitteilung des Verlages hervor. 

Der Berliner Verlag, 2011 von der Verlegerin Selma Wels und ihrer Schwester Inci Bürhani gegründet, galt als das Sprachrohr für türkische Schriftsteller und ihre Literatur in deutscher Übertragung. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, so erhielten z.b. die beiden Schwestern als bisher einzige Vertreterinnen der europäischen Verlagsbranche 2017 den mit 75.000 Euro dotierten Kairos-Preis. Doch dies scheint nun leider Vergangenheit zu sein. 

Am 21.Februar 2020 musste Wels bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt a. M. Strafanzeige wegen Betrugs nach §263 StGB stellen – und zur Spurensicherung alle relevanten Unterlagen an die ermittelnden Behörden übergeben, heißt es in der aktuellen Pressemitteilung des Verlages. 

Am 10. März 2020 reichte Wels‘ Anwalt den Insolvenzantrag für die binooki GmbH ein, damit Wels sich als Geschäftsführerin nicht strafbar macht. In der Pressemitteilung schildert der Verlag die Geschehnisse wie folgend; 
Im Juni 2019 entschieden sich die Gründerinnen zum Verkauf des Verlages, um den nächsten Schritt für binooki als Unternehmen zu ermöglichen. „In erster Linie wollte ich, dass der Verlag zukunftsfähig und wirtschaftlich stabil aufgestellt ist. Unabhängig davon, ob ich weiterhin ein Teil des Ganzen sein würde oder nicht, ging es mir primär darum, dass binooki bestehen und wachsen kann“, blickt Selma Wels zurück.

Nach Gesprächen mit diversen Kaufinteressenten, gemeinsam mit Experten für Firmenübernahmen, ging im November 2019 schließlich der Zuschlag an einen Käufer, der angab, den Verlag als Ganzes zu übernehmen, Selma Wels als Geschäftsführerin anzustellen und gemeinsam mit ihr den Verlag weiter auszubauen – mit dem Schwerpunkt Literatur von Frankfurt a. M. aus und unter der Leitung von Selma Wels, und in den Bereichen Kunst und Philosophie von einem Berliner Büro aus mit einem weiteren Geschäftsführer.  

Mitte Dezember fand der Notartermin statt, der Kaufvertrag wurde unterschrieben, als Zahlungsziel für die Kaufsumme wurde der 10. Januar 2020 festgelegt. Doch zu einem Geldtransfer kam es nie, auch wenn der Kontakt bis in den Februar 2020 zwischen dem angeblichen Käufer und binooki nie abriss. Als Mitte Februar die neue Gesellschafterliste beim Amtsgericht Frankfurt a.M. eingereicht werden musste, setzt Selma Wels gemeinsam mit ihrer bisherigen Mit-Gesellschafterin und den Beratern ein schriftliches Ultimatum. Da war der Käufer unter der von ihm auch beim Notar hinterlegten Anschrift plötzlich nicht mehr zu erreichen.

Der nächste Weg führte statt ins neue Büro des binooki-Verlags zur Polizei Frankfurt a. M. und weiteren Ermittlungsbehörden. Mittlerweile ist bekannt, dass der Kaufinteressent ein aktenkundiger und vorbestrafter Betrüger ist. Durch seinen an binooki verübten Betrug tritt nun ein, was im Herbst vergangenen Jahres und auch noch im Winter nie zur Diskussion stand: die Insolvenz des Unternehmens. 

„Die Motivation ist unklar. Wirtschaftliche Motivation an diesem Betrug kann es kaum geben – denn er hat keinerlei wirtschaftlichen Vorteil daraus gezogen. Ob die Tat politisch oder rassistisch motiviert ist, kann man derzeit nicht sagen“, so Wels. Und schildert die Konsequenzen, die bereits eingetreten sind: „Ich habe meine Bewerbung um den Deutschen Verlagspreis 2020 zurückgezogen, da ich den Insolvenzantrag stellen muss. Hätte ich den Preis erhalten, hätte ich mich des Subventionsbetrugs schuldig gemacht. Eines meiner Projekte mit jungen Autor*innen musste ich leider auch auf Eis legen. Einen Tag vor Drucktermin überschlugen sich die Ereignisse rund um den eigentlich als so sicher erachteten Kauf. Das Buch sollte zur Leipziger Buchmesse erscheinen. Aufgrund der ungewissen Zukunft konnte ich nicht verantworten, dass ein so tolles Projekt vielleicht in einer Insolvenzmasse verschwindet und habe es gestoppt.“

Für Selma Wels ist mit dem Insolvenzantrag der binooki-Verlag Geschichte – sie wird jedoch weiterhin Geschichten erzählen und wichtigen Themen und Personen als Verlegerin eine Plattform geben. 

(Quelle: PM-Binooki Verlag)

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