Fotograf Mehmet Dedeoglu im Interview

Fotograf Mehmet Dedeoglu im Interview

Egal ob im Theater, beim Konzert, der Galerie-Ausstellung, der Filmpremiere oder auch dem Fußballturnier…  welche Veranstaltung ich in Berlin auch immer besuche, Mehmet Dedeoglu ist schon da. Grund genug für mich, mich mit ihm über seine Arbeit als Fotograf zu unterhalten.   

Mehmet, seit wie vielen Jahren bist du als Fotograf tätig?

Mittlerweile sind es schon fast 30 Jahren. 

Wie bist du zur Fotografie gekommen?

Wie das oft im Leben so ist, über Umwege. Eigentlich bin ich studierter Pantomime, Schauspieler und Theaterpädagoge. Das ich zusätzlich die Arbeit als Fotograf aufgenommen habe, hatte damals verschiedene Gründe. Zum einen, konnte ich mit meinen Bildern mein damaliges Studium besser finanzieren, zum anderen kam ich damals aus einer längeren Krankheit. Das Festhalten von Momenten konnte ich so für mich als eine Art der Therapie nutzen und fand gleichzeitig eine für mich noch bessere Form der Kommunikation. Theaterarbeit, Proben und Veranstaltungen… Ich konnte das Fotografieren immer gut miteinander verbinden. 

Hauptberuflich war ich damals allerdings auf die Clownerie konzentriert und hatte sogar meinen eigenen Zirkuswagen. Nach der Wende gab es vom Berliner Senat ein Förderprogramm für den Arbeitskreis neuer Erziehung. Und so erarbeitete ich Zirkusprojekte für Kinder, welche großen Anklang fanden und vom Berliner Senat unterstützt wurden. Ich arbeitete mit unterschiedlichen Kindertagesstätten und Schulen mit Kindern von 1-12 Jahren, immer an 14-tägigen Projekten, immer endete es mit Aufführungen der Kinder für Ihre Eltern und Verwandten. Es war sehr toll, hat viel Spaß gemacht.

Doch mein Interesse an der Fotografie wuchs, also intensivierte ich mein Wissen immer mehr. Irgendwann musste ich mich für eine Tätigkeit entscheiden und tat dies dann für die Fotografie. Das war der Start und ich erhielt immer mehr Aufträge, für Theater, für Politik und Musikkonzerte. Seitdem bewege ich mich mitten der unterschiedlichsten Berliner Szenen. 

Mitunter bist du auch als Fußballfotograf tätig und fängst Momente aus dem Fußballtraining und aus Turnieren ein? Für welchen Verein bist du tätig? 

Überwiegend arbeite ich für den Verein Berliner Athletik Klub (BAK 07) in Berlin Mitte. Seine Spielstätte befindet sich im traditionsreichen Berliner Poststadion in Wedding. Der Verein gilt als dritte Kraft Berlins, direkt hinter den beiden Bundesligisten und ist ein Verein mit großer Tradition. Ich bin sehr stolz, dazu zu gehören. 

Bist du denn jedes Mal dabei? Bei jedem Spiel, jedem Training und bei jedem Turnier?

Ja, fast immer. Bei den meisten Trainingseinheiten und Turnieren der Männer und Jugendlichen bin ich anwesend. Das macht viel Spaß und ich weiß, dass ich die Spieler mit meinen festgehaltenen Bildern und Dokumentationen gut unterstützen kann. Gerade für Jugendliche ist das sehr wichtig. Mit meinen Bildern erinnere ich Sie stets an eine Gemeinschaft, an ein Miteinander, an Erreichtes und an weitere gesteckte Ziele. Das ist wichtig für die Entwicklung und das Selbstwertgefühl der Jugendlichen. 

Worauf achtest du beim Fotografieren am meisten? Was muss ein gutes Bild haben? 

Naja, eigentlich mache ich nicht oft meine eigenen Bilder. Da ich überwiegend beauftragt werde, entstehen dann die Bilder, die von mir erwartet werden. Wichtig ist dabei eigentlich nur, die ehrliche Situation genau so fest zu halten wie sie ist und gut zu dokumentieren.Wenn ich aber die Zeit finde und alleine unterwegs bin, fange ich gerne meine eigenen Momente für mich ein. Einfach das, was ich sehe und wahrnehme.

Meine Gedanken drehen sich dann um die Fragen; Worum geht es hier? Was möchte ich festhalten? Wie ist das Licht? Wie gut kann ich das Bild in Szene setzen, dass es mit meinem Blickwinkel übereinstimmt. Das ist eine andere Form der Arbeit, für die ich manchmal einige freie Fotografen bewundere. 

Du bist in den vielen Jahren mit vielen nationalen und internationalen Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Politik und dem Sport zusammen-gekommen. Welche Themen sind für dich selbst dabei am interessantesten gewesen?

Interessant waren die Themen für mich bisher eigentlich alle. Sie passen ja auch immer irgendwie zu der jeweiligen Zeit, in der ich mich befinde. Zu Zeiten des Mauerfalls und der Wiedervereinigung zum Beispiel politische Größen wie Michail Gorbatschow und Altbundeskanzler Helmut Kohl einfangen zu können, war schon sehr emotional. Persönlich mag ich Sport, daher kann ich mich mit der Arbeit für den Fußball-Verein gut identifizieren. 

Aber ich mag auch sehr die Arbeit mit Künstlern, ganz gleich aus welchem Bereich der Kunst sie stammen. Ich habe viele Schauspieler, Maler, Musiker und Jazz-Künstler in ihrer Arbeit begleitet. Als Kunstbetrachter sieht man oft nur das Ergebnis einer Arbeit, nicht die eigentliche Kraft und Leidenschaft, die dahintersteckte und das Ergebnis zu Stande brachte.

Künstler haben ein ganz anderes Empfinden. Da ich selber einer bin, kann ich diesen Enthusiasmus und Liebe zum Detail nachempfinden und mich gut in die Arbeit des Einzelnen reinversetzen. Das ist nötig, denn sonst wäre ich nicht in der Lage Sie und ihre Kunst zu dokumentieren. 

Wie beurteilst du die Entwicklung der Fotografie?

Die Fotografie hat sich in den letzten 30 Jahren rasant entwickelt. Ich habe damals noch analog gelernt und auch fotografiert, selber Filme entwickelt und vergrößert. Viele der heutigen Fotografen wissen leider gar nicht mehr, wie ein Foto entsteht. Heute kann jeder mit seinem Handy ein schönes Bild machen, weil die Kamera so konzipiert sind, dass sie sich automatisch an das Bild anpasst. Alles ist bereits schon einprogrammiert. 

Wer einen guten Blick hat, sich mit Bildschnitten auskennt und Stimmungen gut einfangen kann, kann sehr einfach ein gutes Bild machen. Wenn man es mal nicht richtig trifft, gibt es so viele Programme, mit denen man das Bild in Licht und Farbstimmungen sofort bearbeiten kann. Sehr schön für alle, aber schlecht für die Fotografen die davon leben wollen. 

Je besser die Kameras werden, um so weniger Fotografen benötigt man. Dazu kommen die vielen Einschränkungen. Ich erinnere mich an Zeiten wo es möglich war jede ehrliche Emotion festhalten zu können. Natur, Landschaften, Menschen, Straßenbilder, Veranstaltungen jeglicher Art. Heute muss man überall Genehmigungen einholen, viele Bilder werden schon zensiert bevor sie überhaupt aufgenommen werden. Vieles wird heute gestellt, man überlegt immer öfters, was ist denn da noch echt?

Erst vor einiger Zeit war ich in einem sehr schönen Café. An der Wand war ein interessantes Bild, welches mir sehr gefiel und meine derzeitige Empfindung genau wieder spielte. Ich wollte den Moment für mich festhalten, also stellte ich mich davor und porträtierte mich selbst. Sofort kam die Inhaberin des Cafés und fragte mich, warum ich dies tat und wies auf ihre nicht erteilte Erlaubnis hin. Das hat meine persönliche Empfindung in diesem Moment sofort zerschossen. Das fand ich sehr schade. 

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